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POMERANZ COLLECTION

ADRIAN PACI

Back Home
2001
Gerahmtes Farbfoto
110 x 120 cm
Edition 3/5
Inv. Nr. 97
Foto: courtesy Kaufmann Repetto, Milano

Geboren 1969 in Shkodra, Albanien
Lebt und arbeitet in Mailand, Italien

Nach dem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Tirana verließ Adrian Paci 1997 während des Bürgerkriegs seine albanische Heimat und flüchtete nach Italien. Seine Erfahrungen im Exil veranlassten ihn, sich mit Fragen rund um das Thema Immigration zu beschäftigen, etwa mit Mobilität, Vertreibung und kultureller Hybridisierung. Paci untersucht persönliche Geschichten samt ihrer Struktur und inszeniert sie neu, um zu demonstrieren, wie sehr das Umfeld mit seinen Beschränkungen den Menschen prägt.

Die Fotografieserie Back Home zeigt Porträts von Migrantenfamilien, die vor Abbildern ihrer ehemaligen Häuser in Albanien posieren. Pacis Protagonisten, die seit geraumer Zeit schon in Italien leben, erlaubten dem Künstler, ihre verlassenen Häuser aufzusuchen und zu fotografieren. Paci reproduzierte diese Bilder in Gestalt gemalter Kulissen. Die Familien fanden sich nun, bewegt und voller Wehmut, vor dem wieder, was sie verlassen hatten. Pacis Inszenierung imitiert die Kompositionen historischer Fotografien, auf denen häufig das häusliche Umfeld (Zelte, Stühle oder Säulen) als Kulisse für Porträts diente. Seine Bildnisse beharren auf dem Leid der Familie und erscheinen wie eine Verkehrung der Fotografien, die Migranten üblicherweise als Zeugnis ihres neuen Lebens nach Hause senden.

Auf der Home To Go betitelten Fotografie müht sich der halbnackte Künstler sichtlich, ein auf den Rücken geschnalltes Ziegeldach zu tragen. Es gibt diese Arbeit auch als Skulptur, als Guss aus Marmormehl und Harz. Paci konfrontiert hier die formalen Charakteristika des sozialistischen Realismus mit einem Problem von großer gesellschaftlicher Tragweite, nämlich der Immigration. Das Dach als Teil eines Hauses repräsentiert die Erinnerung an eine Geschichte, Kultur, Tradition und Familie, die der Künstler überallhin mit sich trägt: Bindung und Last zugleich.

Wedding gehört zu einer Gemäldeserie mit intimen Szenen, Familienbildern und Interieurs aus ganz unterschiedlichen Quellen, von der persönlichen Geschichte des Künstlers bis hin zu Szenen aus Pasolini-Filmen. Die Motive sind in der Manier des sozialistischen Realismus auf ein hölzernes Rad gemalt, das an das traditionelle Format des Tondos, des Rundbilds in der Renaissance, erinnert.

Per Speculum besteht aus einem Videofilm und mehreren Fotografien. Beide zeigen Kinder, die in einer gewaltigen Platane sitzen. Sie spielen mit kleinen Spiegeln, die das Sonnenlicht reflektieren und den Betrachter blenden. Die pastorale Szene ist eine direkte Anspielung auf eine Stelle aus dem Ersten Brief des Paulus an die Korinther (1 Kor. 13, 12): „Videmus nunc per speculum in aenigmate tunc autem face ad faciem.“ („Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleich wie auch ich erkannt worden bin.“).