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POMERANZ COLLECTION

ADEL ABDESSEMED

The Sea
2008
Videoprojektion, Farbe, Klang
10’’ (Filmschleife)
Edition 1/5
Foto: Elad Sarig

Geboren 1971 in Constantine, Algerien
Lebt und arbeitet in Paris, Frankreich

Adel Abdessemed rüttelt in seinem Werk mit, wie er sagt, „Leidenschaft und Wut“ – und entsprechend kraftvollen Bildern – an religiösen, sexuellen, ethnischen und gesellschaftlichen Tabus. 1994 verließ er sein Heimatland und ließ sich nach Stationen in Berlin und New York in Paris nieder. Dort eignete er sich den Bürgersteig vor seinem Atelier gleich mit als Arbeitsplatz an. An den Aktionen im Stadtraum (2005–2007), dokumentiert durch Foto- oder Videoaufnahmen, beteiligte sich der Künstler selbst mit seinen Freunden, oft aber überließ er die Straße den Tieren: einem Maultier, Katzen und Ratten, aber auch wilden Tieren wie Löwen, Wildschweinen und Schlangen. Abdessemed gilt die Straße als Ort möglicher Spannungen und Gewalt, aber auch als ein Ort der Begegnung: den meisten Kindern in Algerien dient sie als Spielplatz. Mit einem Bezug zur Kindheit schließt die Serie auch ab. Die Fotografie My Mother Nafissa zeigt den Künstler horizontal ausgestreckt in den Armen seiner Mutter. Das Bild wird zum Symbol für Spannung wie auch für Emotionalität.

Auch die Auseinandersetzung mit Religion, besonders mit den drei monotheistischen Religionen, ist ein wichtiges Thema in Abdessemeds Arbeit. Viele seiner Werke erkunden die Vorstellungen, die den drei Glaubensrichtungen zugrunde liegen. In der Neonarbeit One Life, One Love, One God geht es um das Konzept der Einzigartigkeit, während die Lebensgeschichte des Künstlers durch ein Anderssein geprägt ist, besonders als Folge des Rassismus, dem sich der Künstler nach seinem Weggang aus Algerien gegenübersah. Die Fotografie Dubh Glas, ein alter schottisch-gälischer Ausdruck, aus dem später der Namen Douglas wurde, ist eine Fortführung der Neonarbeit und entstand gemeinsam mit Douglas Gordon. Die Fotografie zeigt die tätowierte Brust des schottischen Künstlers, in dessen Werk Tätowierungen ohnehin eine Rolle spielen. Gordon neigt den Kopf nach hinten, und an seinem Hals wird eine Tätowierung sichtbar, die Abdessemeds Statement One Life, One Love, One God zitiert.

In dem kurzen und hektischen Video The Sea kombiniert Abdessemed zwei bedeutsame Aspekte seiner Praxis miteinander: Sprache – damit kann er wirklich gut umgehen – und einen riskanten und politisch engagierten Ansatz, der auch seine Street Acts kennzeichnet. Mitten im Meer ist der Künstler mit der Gewalt der Wellen konfrontiert und wehrt sich gegen diese, während er versucht, zynisch den nicht provokativen Ausdruck "Politically Correct" auf die Holzplatte zu schreiben, auf der er steht.